„Emerging Infectious Diseases“
W. Haas
G. Krause
U. Marcus
K. Stark
A. Ammon
R. Burger Robert Koch-Institut
Berlin
Dengue-Fieber
West-Nil-Fieber
SARS
Vogelgrippe
HIV
-
Neu auftretende, zuvor unbekannte
Erreger erwiesen sich in den letzten beiden
Jahrzehnten immer wieder als Ursache von
neuartigen Erkrankungen. Im
Durchschnitt wurde nahezu jhrlich ein neuer
Erreger identifiziert.Diese neu erkannten
Infektionskrankheiten fhrten teilweise
zu zeitlich oder lokal begrenzten
Ausbrchen (z. B. Ebola-Virus), die Mehrzahl hat
sich jedoch in der menschlichen
Population mittlerweile etabliert.Sie treten in
einzelnen Bereichen der Erde mit
unterschiedlicher Hufigkeit auf. Hierzu
gehren z.B.HIV,die
Legionrskrankheit,Campylobacter,Helicobacter,Hepatitis C oder
BSE bzw. die variante
Creutzfeldt-JakobErkrankung. Bei den meisten dieser
Erkrankungen wird in absehbarer Zeit eine
Elimination oder Eradikation der
zugehrigen Erreger nicht erreicht werden
knnen.
Mehrere Ausbrche von
Infektionskrankheiten (z. B. SARS, West-Nil-Virus,
avire Influenza, Dengue-Fieber) waren
in den letzten Monaten mit einem
massiven Echo in den Medien und
entsprechender Verunsicherung der Bevlkerung
verbunden. Die Ausbrche fhrten zu
Erkrankungen und Todesfllen, aber auch
zu z. T. enormen wirtschaftlichen
Belastungen fr die betroffenen Gebiete (z. B.
Handelsausflle bei avirer Influenza, in
der Tourismusindustrie bei SARS). Als
schlimmste Infektionskrankheit fr die
Zu den Lehren aus SARS gehrt auch die
Bedeutung einer effektiven Surveillance
und eines funktionierenden ffentlichen
Gesundheitswesens.Die rasche
Reaktionsfhigkeit in Deutschland beruhte nicht
zuletzt auch auf den deutlich verbesserten
Infrastrukturen und den schnelleren
Kommunikationswegen,die imVerlauf der
Umsetzung des Infektionsschutzgesetzes und
der Bioterrorismusdebatte in Deutschland
etabliert wurden. Angesichts der
Konsequenzen im Gefolge dieser
Infektionskrankheiten wird die Bedeutung einer
angemessenen Erfllung von
infektionsepidemiologischen Aufgaben und
entsprechender Labordiagnostik besonders
deutlich.Versumnisse in der Frhphase eines
Ausbruchs knnen zu zumindest
teilweise vermeidbaren Erkrankungen
fhren,einschlielich Todesfllen und
finanziellen Belastungen (fr SARS geschtzte
indirekte Kosten ca. 15 Mrd. ).
Im Folgenden werden einige
neuartige Erreger im Hinblick auf Deutschland
exemplarisch dargestellt. Diese Bilanz
zeigt die Verwundbarkeit der modernen
Gesellschaft, wenn sich Infektionserreger
als Folge demografischer Vernderungen,
neuer technologischer Entwicklungen im
Bereich der Lebensmittelindustrie oder
internationaler Reisettigkeit und
Handel ausbreiten und verdeutlicht die
Wichtigkeit geeigneter und belastbarer
Systeme zur Erkennung und Bekmpfung von
Infektionskrankheiten.
AIDS-Erkrankungen wurden 1981
erstmals in den USA beschrieben.
Retrospektive Untersuchungen belegen jedoch,dass
die der AIDS-Erkrankung zugrunde
liegende HIV-Infektion sich bereits seit
Anfang der 1960er Jahre zunchst unbemerkt
weltweit ausgebreitet hat, wobei der
internationale Reiseverkehr wohl eine
wesentliche Rolle gespielt hat. Abbildung 1 zeigt
die aktuelle weltweite Verteilung von
HIVInfektionen (Prvalenz), Abbildung 2 die
Verteilung der Neuinfektionen mit HIV
im Jahre 2003 (Inzidenz). Bei den von
Deutschen im Ausland erworbenen
HIVInfektionen rangiert als Infektionsregion
Sdostasien vor Subsahara-Afrika,gefolgt
von der Karibik/Lateinamerika, anderen
Lndern in Westeuropa und
Nordamerika sowie Osteuropa.
Im Vergleich zu Deutschland, wo ca.
80% der HIV-Infizierten Mnner sind
und der Altersgipfel in den
Altersgruppen zwischen 25 und 40 Jahren erreicht
wird, sind in Entwicklungslndern mit
vorwiegend heterosexueller bertragung
von HIV mehr als die Hlfte der
Infizierten Frauen, der Altersdurchschnitt liegt
unter 25 Jahren.
bertragungswege
Der bedeutsamste bertragungsweg fr
HIV sind ungeschtzte Sexualkontakte,
je nach Region kann intravenser
Drogenkonsum mit Spritzentausch eine
erhebliche Rolle spielen. In vielen rmeren
Lndern muss auch mit der Mglichkeit
von HIV-bertragungen durch
Verwendung unzureichend sterilisierter
Instrumente im medizinischen und
paramedizinischen Bereich (z. B. beim Ttowieren)
oder durch nicht auf HIV untersuchte
Blutspenden gerechnet werden.
bertragungen von HIV durch kontaminiertes
Wasser, Lebensmittel oder Vektoren wie
Stechmcken sind nicht beschrieben.
Insbesondere im Bereich der
Prostitution mssen in den meisten Lndern ber
dem Durchschnitt liegende
HIV-Infektionsraten erwartet werden, zumal andere,
zustzlich vorliegende sexuell
bertragbare Infektionen das bertragungsrisiko
fr HIV weiter steigern. Von besonderer
Bedeutung als HIV-Infektionsrisiko sind
Urlaubspartnerschaften, da in diesen
eher auf den Schutz durch Kondome
verzichtet wird.
Tage bis Wochen nach einem
Infektionsereignis treten bei ca. 5070% der
Infizierten Symptome einer akuten
Virusinfektion auf.Am hufigsten werden
Fieber,Muskel- und Gliederschmerzen,
Lymphknotenschwellungen, ein flchtiges, meist
stammbetontes Virusexanthem,
Kopfschme (...truncated)