„Emerging Infectious Diseases“

Der Internist, Jun 2004

Neue Infektionskrankheiten haben sich teils auch in Deutschland ausgebreitet, teils sind sie auf bestimmte Regionen der Welt begrenzt und begegnen dem Arzt nur, wenn Reisende sich in diesen Gebieten infizieren und die Krankheiten sich nach der Rückkehr manifestieren. HIV ist ein Beispiel für einen importierten, inzwischen endemischen Erreger. SARS und die aviäre Influenza sind Zoonosen, die von Tieren auf Menschen übergehen, dann aber das Potenzial haben, sich unter Menschen weiter auszubreiten. Bei aviärer Influenza spielt die Möglichkeit des Reassortment von Influenzaviren mit Entstehung eines Pandemiestamms eine besondere Rolle. Dengue-Ausbrüche in beliebten Reiseländern spiegeln sich in gehäuften Erkrankungen bei Rückkehrern wieder. West-Nil-Virus-Erkrankungen kommen derzeit nur als importierte Erkrankungen in Deutschland vor. Wichtig ist, diese Erkrankungen frühzeitig in die differenzialdiagnostischen Überlegungen des Klinikers einzubeziehen, um die erforderlichen Maßnahmen zur Diagnostik, Therapie und zum Infektionsschutz rechtzeitig einleiten zu können. Dies erfordert ein gutes Zusammenspiel mit dem Labor und dem öffentlichen Gesundheitsdienst.

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„Emerging Infectious Diseases“

W. Haas G. Krause U. Marcus K. Stark A. Ammon R. Burger Robert Koch-Institut Berlin Dengue-Fieber West-Nil-Fieber SARS Vogelgrippe HIV - Neu auftretende, zuvor unbekannte Erreger erwiesen sich in den letzten beiden Jahrzehnten immer wieder als Ursache von neuartigen Erkrankungen. Im Durchschnitt wurde nahezu jhrlich ein neuer Erreger identifiziert.Diese neu erkannten Infektionskrankheiten fhrten teilweise zu zeitlich oder lokal begrenzten Ausbrchen (z. B. Ebola-Virus), die Mehrzahl hat sich jedoch in der menschlichen Population mittlerweile etabliert.Sie treten in einzelnen Bereichen der Erde mit unterschiedlicher Hufigkeit auf. Hierzu gehren z.B.HIV,die Legionrskrankheit,Campylobacter,Helicobacter,Hepatitis C oder BSE bzw. die variante Creutzfeldt-JakobErkrankung. Bei den meisten dieser Erkrankungen wird in absehbarer Zeit eine Elimination oder Eradikation der zugehrigen Erreger nicht erreicht werden knnen. Mehrere Ausbrche von Infektionskrankheiten (z. B. SARS, West-Nil-Virus, avire Influenza, Dengue-Fieber) waren in den letzten Monaten mit einem massiven Echo in den Medien und entsprechender Verunsicherung der Bevlkerung verbunden. Die Ausbrche fhrten zu Erkrankungen und Todesfllen, aber auch zu z. T. enormen wirtschaftlichen Belastungen fr die betroffenen Gebiete (z. B. Handelsausflle bei avirer Influenza, in der Tourismusindustrie bei SARS). Als schlimmste Infektionskrankheit fr die Zu den Lehren aus SARS gehrt auch die Bedeutung einer effektiven Surveillance und eines funktionierenden ffentlichen Gesundheitswesens.Die rasche Reaktionsfhigkeit in Deutschland beruhte nicht zuletzt auch auf den deutlich verbesserten Infrastrukturen und den schnelleren Kommunikationswegen,die imVerlauf der Umsetzung des Infektionsschutzgesetzes und der Bioterrorismusdebatte in Deutschland etabliert wurden. Angesichts der Konsequenzen im Gefolge dieser Infektionskrankheiten wird die Bedeutung einer angemessenen Erfllung von infektionsepidemiologischen Aufgaben und entsprechender Labordiagnostik besonders deutlich.Versumnisse in der Frhphase eines Ausbruchs knnen zu zumindest teilweise vermeidbaren Erkrankungen fhren,einschlielich Todesfllen und finanziellen Belastungen (fr SARS geschtzte indirekte Kosten ca. 15 Mrd. ). Im Folgenden werden einige neuartige Erreger im Hinblick auf Deutschland exemplarisch dargestellt. Diese Bilanz zeigt die Verwundbarkeit der modernen Gesellschaft, wenn sich Infektionserreger als Folge demografischer Vernderungen, neuer technologischer Entwicklungen im Bereich der Lebensmittelindustrie oder internationaler Reisettigkeit und Handel ausbreiten und verdeutlicht die Wichtigkeit geeigneter und belastbarer Systeme zur Erkennung und Bekmpfung von Infektionskrankheiten. AIDS-Erkrankungen wurden 1981 erstmals in den USA beschrieben. Retrospektive Untersuchungen belegen jedoch,dass die der AIDS-Erkrankung zugrunde liegende HIV-Infektion sich bereits seit Anfang der 1960er Jahre zunchst unbemerkt weltweit ausgebreitet hat, wobei der internationale Reiseverkehr wohl eine wesentliche Rolle gespielt hat. Abbildung 1 zeigt die aktuelle weltweite Verteilung von HIVInfektionen (Prvalenz), Abbildung 2 die Verteilung der Neuinfektionen mit HIV im Jahre 2003 (Inzidenz). Bei den von Deutschen im Ausland erworbenen HIVInfektionen rangiert als Infektionsregion Sdostasien vor Subsahara-Afrika,gefolgt von der Karibik/Lateinamerika, anderen Lndern in Westeuropa und Nordamerika sowie Osteuropa. Im Vergleich zu Deutschland, wo ca. 80% der HIV-Infizierten Mnner sind und der Altersgipfel in den Altersgruppen zwischen 25 und 40 Jahren erreicht wird, sind in Entwicklungslndern mit vorwiegend heterosexueller bertragung von HIV mehr als die Hlfte der Infizierten Frauen, der Altersdurchschnitt liegt unter 25 Jahren. bertragungswege Der bedeutsamste bertragungsweg fr HIV sind ungeschtzte Sexualkontakte, je nach Region kann intravenser Drogenkonsum mit Spritzentausch eine erhebliche Rolle spielen. In vielen rmeren Lndern muss auch mit der Mglichkeit von HIV-bertragungen durch Verwendung unzureichend sterilisierter Instrumente im medizinischen und paramedizinischen Bereich (z. B. beim Ttowieren) oder durch nicht auf HIV untersuchte Blutspenden gerechnet werden. bertragungen von HIV durch kontaminiertes Wasser, Lebensmittel oder Vektoren wie Stechmcken sind nicht beschrieben. Insbesondere im Bereich der Prostitution mssen in den meisten Lndern ber dem Durchschnitt liegende HIV-Infektionsraten erwartet werden, zumal andere, zustzlich vorliegende sexuell bertragbare Infektionen das bertragungsrisiko fr HIV weiter steigern. Von besonderer Bedeutung als HIV-Infektionsrisiko sind Urlaubspartnerschaften, da in diesen eher auf den Schutz durch Kondome verzichtet wird. Tage bis Wochen nach einem Infektionsereignis treten bei ca. 5070% der Infizierten Symptome einer akuten Virusinfektion auf.Am hufigsten werden Fieber,Muskel- und Gliederschmerzen, Lymphknotenschwellungen, ein flchtiges, meist stammbetontes Virusexanthem, Kopfschme (...truncated)


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W. Haas, G. Krause, U. Marcus, K. Stark, Dr. A. Ammon MPH, R. Burger. „Emerging Infectious Diseases“, Der Internist, 2004, pp. 684-692, Volume 45, Issue 6, DOI: 10.1007/s00108-004-1199-2