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https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2Fs15006-018-0554-5.pdf
Wie Sie die „Pantozolitis“ loswerden
MMW Fortschritte der Medizin
Sorgenkind Säureblocker: Bei vorhandener Indikation überwiegt der Nutzen
Ständig werden wir mit neuen Publikationen konfrontiert, die über potenzielle Risiken einer PPI-Therapie berichten. Dies führt sowohl bei Patienten als auch bei Ärzten zu Verunsicherung und nicht selten auch zu Fehlentscheidungen. Doch was ist gesichert? Um diesem Übel zu begegnen, wurde in den USA jetzt - man kann es kaum glauben - eine eigene evidenzbasierte Leitlinie für das Absetzen eines PPI erarbeitet und veröffentlicht. Sie umfasst über zehn Seiten und beschreibt detailliert, wie und wann man einen PPI absetzen soll [1]. Es ist das erste Mal, dass man sich in einer Leitlinie spezifisch um eine Übertherapie bei einem bestimmten Medikament so intensiv Gedanken macht. Das Vorgehen erinnert an eine Radiosendung der 1980iger-Jahre - also lange vor dem Zeitalter des Online-Dating - mit dem Titel: Wie finde ich einen Partner? Obwohl die Sendung sehr erfolgreich war, forderten mit der Zeit immer mehr Zuhörer eine Sendung mit dem Titel: Wie werde ich ihn wieder los? Was die PPI betrifft, so finden Sie in der o.g. Leitlinie auf diese Frage eine ausführliche Antwort. ■ Dr. Peter Stiefelhagen
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_ Koinzidenz bedeutet noch lange
nicht Kausalität. Dieser Lehrsatz der
Wissenscha gilt auch im Hinblick auf
potenzielle PPI-Risiken. „Für die
Assoziation zwischen PPI und
gastrointestinalen Infektionen scheint die
Evidenzlage noch am überzeugendsten zu sein“,
berichtete Prof. Stephan Miehlke vom
Endoskopiezentrum
Hamburg-Eppendorf. In einer großen Metaanalyse von
16 Observationsstudien hat man dies für
eine rekurrierende
Clostridium-diŽcile-Infektion zweifelsfrei belegen
können. Mit Säuresuppression entwickelte
sich eine solche Infektion bei 22,1% der
Patienten, ohne Säuresuppression
dagegen nur bei 17,3%.
Kein Einfluss auf die Knochendichte
Auch das –ema „PPI und Osteoporose“
wird intensiv und kontrovers diskutiert,
zumal Registerdaten für ein erhöhtes
Frakturrisiko unter einer PPI-–erapie
sprechen. Um die Auswirkungen einer
PPI-–erapie auf den Knochen genau
beurteilen zu können, wurden bei 52
Patienten mit einer mindestens
fün™ährigen PPI-–erapie und 52 vergleichbaren
Patienten ohne PPI-–erapie
Knochendichtemessungen und quantitative
3-DComputertomogra›en durchgeführt
und zusätzlich Biomarker des
Knochenstožwechsels und Parameter der
Knochenstärke analysiert. „Im Ergebnis
fanden sich keinerlei Unterschiede zwischen
den beiden Gruppen“, so Miehlke. Aus
der aktuellen Studienlage könne man
schlussfolgern, dass die statistische
Assoziation zwischen PPI-–erapie und
Knochenfrakturen nicht kausal und
wahrscheinlich auch nicht real ist.
Höheres Risiko für die Progression einer Nierenerkrankung
Im Rahmen einer retrospektiven Studie
wurde der Ein¡uss einer PPI-–erapie
auf den Verlauf einer Nierenerkrankung
analysiert. Als primärer Endpunkt
wurde die Progression der chronischen
Nierenerkrankung, de›niert als eine
Verdoppelung des Serumkreatinins oder
einer Abnahme des geschätzten
GFR
Kommentar
Wie Sie die „Pantozolitis“ loswerden
PPI sind sicherlich nicht nur die insgesamt am häufigsten
verordneten Medikamente, sondern sie werden auch am häufigsten ohne
nachvollziehbare Indikation eingesetzt. Zyniker empfehlen daher,
sie doch ins Trinkwasser zu geben. Denn Ärzte verordnen PPI nicht
nur bei gesicherter Indikation wie zur Ulkusprophylaxe oder zur
Therapie der Refluxkrankheit, häufig besteht auch die irrige
Vorstellung, man könne damit die Verträglichkeit einer
Polypharmazie verbessern. Und wenn die PPI-Gabe einmal initiiert
wurde, findet sich so schnell niemand, der den Mut hat, sie
wieder abzusetzen, obwohl dies im Hinblick auf potenzielle
Risiken nicht nur sinnvoll, sondern sogar geboten wäre.
© Ekaterina Voinova / stock.adobe.com
Hier helfen PPI nicht weiter.