Zielklärung und Zielerreichung im Coaching

Coaching | Theorie & Praxis, Jul 2016

In einer qualitativen Untersuchung wurden Coaching-Prozesse mit Hilfe einer visuell gestützten Interview-Methode mit 43 Coachs bzw. 19 Klienten rekonstruiert, um unter anderem den Prozess der Zielklärung und Zielerreichung zu explorieren. Dabei gingen wir den folgenden Fragen nach: a) Wie erfolgen die Zielklärung sowie die Steuerung der Zielfortschritte im Coaching aus der Sicht von Coaches bzw. Coaching-Klienten und inwieweit werden dabei die Wirkzusammenhänge der Zielsetzungstheorie berücksichtigt? b) Wann im Verlauf des Coachings werden die Ziele zwischen den Beteiligten thematisiert? c) Gibt es typische Muster des Zielklärungs- bzw. Zielerreichungsprozesses? Wie die Ergebnisse zeigen, werden Coaching-Ziele während des gesamten Coaching-Prozesses und teilweise sogar darüber hinaus im Rahmen von Follow-ups thematisiert, doch werden sie mehrheitlich nicht spezifisch, messbar und terminiert geklärt. Die Sichtweisen von Coachs und Coachees klaffen diesbezüglich deutlich auseinander. Dabei nennen Coachees spezifische und messbare Ziele als wichtigsten Verbesserungswunsch. Als typischste Muster ließen sich die SMARTe Zielklärung zu Beginn des Coachings und die Zielklärung als „Suchlauf“ über den Coaching-Prozess hinweg identifizieren. Implikationen für die Coaching-Forschung und Praxis werden diskutiert und Handlungsempfehlungen gegeben, wie Coaching-Beteiligte zur Qualität und zum Erfolg ihrer Coachings beitragen können.

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Zielklärung und Zielerreichung im Coaching

Zielklärung und Zielerreichung im Coaching Monika Wastian 0 1 Janina Poetschki 0 1 0 Monika Wastian 1 Dieser Beitrag entspricht, in leicht abgewandelter Form dem Kapitel: Wastian, M. & Poetschki, J. (2016). Coaching-Ziele klären und erreichen: Wie Coachs ihre Coachees zum Erfolg führen. In C. Triebel, J. Heller, B. Hauser & A. Koch (Hrsg.), Qualitätsmanagement im Coaching. Berlin, Heidelberg: Springer. - Wir danken den Herausgebern und dem Verlag für die Druckgenehmigung This qualitative study with 43 coaches and 19 coaching clients used a graphically supported interviewing method to reconstruct coaching processes and to explore goal setting and goal achievement during coaching processes. Research questions were as follows: a) How are coaching goals clarified and how are goal progress and achievement controlled from coaches' or, respectively, coachees' point of views? To which extent do coaches consider success factors of goal setting theory? b) At what time do coaches and coachees raise the issue of coaching goals? c) Are there typical patterns of goal setting or goal achievement processes? Results show that coaching goals are brought up throughout the coaching process or beyond, during follow ups. However, most of the goals are not set in a specific, measurable and scheduled way - even more so from the coachees' point of view. Specific and measurable goals are the major improvement demanded by coachees. Typical goal setting patterns were the clarification of SMART goals at the beK - 1 Institut für Organisationspsychologie, 80453 München, Deutschland die Zielklärung als „Suchlauf“ über den Coaching-Prozess hinweg identifizieren. Implikationen für die Coaching-Forschung und Praxis werden diskutiert und Handlungsempfehlungen gegeben, wie Coaching-Beteiligte zur Qualität und zum Erfolg ihrer Coachings beitragen können. Schlüsselwörter Zielklärung · Evaluation · Zielerreichung · Coaching-Wirkfaktoren · Qualitätssicherung im Coaching · Feedback Goal setting and goal attainment in coachings Results of a qualitative study on coaching processes ginning of the coaching or a continuous process of goal clarification and adaption throughout the coaching. We discuss implications for coaching research and practice and recommend actions coaching participants can take to improve the quality and success of their coachings. 1 Einleitung Bis vor wenigen Jahren gab es zwar eine wachsende Anzahl von Untersuchungen, welche die Wirksamkeit von Coachings bestätigte. Es ließ sich jedoch kaum empirisch begründen, wodurch Coaching wirkte und wie sich die Qualität von Coachings beeinflussen lässt, denn es fehlte noch an Studien zu Coaching-Prozessen (vgl. Greif 2008) . Aus diesem Grunde initiierten wir im Jahr 2007 das Forschungsprojekt „Qualitätssicherung im Coaching“, das bis 2012 bei uns am Institut für Organisationspsychologie in München in Kooperation mit der Ludwig-Maximilians-Universität durchgeführt wurde. Das Wissen, was Coaching-Prozesse erfolgreich macht und wie sich die Coaching-Qualität beeinflussen lässt, sollte Coaching-Beteiligten, Personalentwicklern und Weiterbildungseinrichtungen die Grundlage für ein Qualitätsmanagement im Coaching bzw. für die Aus- und Weiterbildung von Coachs liefern. Unter anderem sollten durch das Forschungsprojekt Erfolg versprechende Prozesse, Methoden, Strategien und Kriterien im Hinblick auf ● die Coach-Auswahl, ● Aufbau und Verwaltung eines Coach-Pools, ● Coaching-Interventionen, ● Rahmenbedingungen für Coaching-Prozesse, ● Coaching-Anwendung, -Systematisierung, -Qualitätssicherung. identifiziert werden. Hierzu gehörten auch Maßnahmen zur Zielklärung sowie zur Steuerung und Evaluation von Zielfortschritten. 2 Zielsetzungstheorie und SMARTe Coaching Ziele Mittlerweile liegen einschlägige Nachweise zur Effektivität von Coaching vor (Grant et al. 2010; Theeboom et al. 2013) und zunehmend werden dabei auch Wirkfaktoren im Coaching diskutiert und untersucht (Jones et al. 2015; Künzli 2009). Soweit sie spezifische Coaching-Interventionen betreffen, ist die Befundlage zwar noch dünn, doch es kann davon ausgegangen werden, dass zielbezogene InterventioK nen wichtige Wirkfaktoren darstellen (siehe z. B. Greif et al. 2012) . Nicht nur für Mitarbeitergespräche (Winkler und Hofbauer 2010) , für die Führung (Schmidt und Kleinbeck 2006) und Projektarbeit (Wastian et al. 2015) , sondern auch für Coachings (Greif 2008) wird empfohlen, Ziele SMART zu klären, d. h. spezifisch, messbar, attraktiv oder akzeptiert, realistisch und terminiert. Hinter der SMART-Formel verbirgt sich die vielfach empirisch bestätigte Zielsetzungstheorie von Locke und Latham (Locke und Latham 1990, 2002) . Demnach fördern spezifische und erreichbare, aber herausfordernde Ziele (entsprechend dem S, M, T bzw. dem R in der SMARTFormel) die individuelle Leistung und Zielerreichung, wenn eine Person Feedback zu ihren Zielfortschritten bekommt – z. B. durch den Coach, durch eigene Fortschrittskontrollen ode (...truncated)


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Monika Wastian, Janina Poetschki. Zielklärung und Zielerreichung im Coaching, Coaching | Theorie & Praxis, 2016, pp. 21-31, Volume 2, Issue 1, DOI: 10.1365/s40896-016-0011-3