Brustkrebszellen im Blut: auch ohne Metastasen ein Menetekel
Im Focus Onkologie
Brustkrebszellen im Blut: auch ohne Metastasen ein Menetekel
negativ. Ob dies einer von einem fraglichen Zusatznutzen begleiteten gesteigerten Sensitivität oder einer Falschpositivität anzulasten ist, muss offen bleiben. 2. Rücknahme der Radikalität in der Mammachirurgie: Dieser Trend hat auch vor der Axilladissektion nicht halt gemacht. Giuliano et al. konnten zeigen, dass bei klinischem N0-Stadium und positiven SN eine Axilladissektion keinen zusätzlichen Nutzen hat [JAMA. 2011; 305(6):569-75]. Die aktuellen Therapieempfehlungen der AGO Mamma wurden an diese Daten angepasst und eine intraoperative SN-Untersuchung nur noch dann empfohlen, wenn sie tatsächlich Konsequenzen haben sollte, was aber beim Großteil der klinisch N0-, aber pN1 (SN)-Patientinnen nicht mehr zu erwarten ist. In der Studie von Le FrèreBelda fiel mit 93% der weit überwiegende Teil der Kohorte in diese Gruppe ohne potenzielle intraoperative Konsequenz.
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„Es ist nicht unwahrscheinlich, dass von der
heutigen Warte aus die Studie gar nicht
mehr zustande gekommen wäre.“
3. Prognostische Information statt therapeu
tischer Maßnahme: Wenn der
therapeutische Nutzen einer Axilladissektion auch
zusehends infrage gestellt wird, so bleibt
doch der prognostische bestehen. Hier
erscheint es sinnvoll, zwischen
Makrometastasen, Mikrometastasen und
Einzelzelldissemination zu differenzieren. Mit dem
in der Studie von Le Frère-Belda
eingesetzten Verfahren gelingt das nur sehr
eingeschränkt oder gar nicht.
Einzelzelldissemination erschien in 27 Fällen als negativer
und in einem Fall als schwach positiver
Befund. Bei vorangegangener
neoadjuvanter Therapie könnte aber auch ein
geringer Tumorzellnachweis noch
prognostische Relevanz besitzen. Bei
Komplettanalyse von SN durch OSNA droht also
prognostische Information verloren zu
gehen, es sei denn, es wird parallel
histologisch untersucht.
4. Geschwindigkeit und Präzision: In der
Mammapathologie stehen
Geschwindigkeit und Präzision in reziprokem Verhältnis,
und das eine wird zulasten des anderen
erkauft. Daher ist die Genauigkeit eines
intraoperativen Schnellschnitts der der
Paraffinhistologie unterlegen. Dem Verlust
an Präzision sollte ein signifikanter Nutzen
gegenüberstehen. Weiterhin wird es
Situationen in der Mammachirurgie geben (z.B.
klinisch fraglich N1), in denen zugunsten
der Schnelluntersuchung entschieden und
die Präzisionseinbuße durch Schnellschnitt
oder OSNA in Kauf genommen werden
muss. Hinsichtlich der Geschwindigkeit
wird in der Studie von Le Frère-Belda und
Kollegen eine Bearbeitungszeit von 40
Minuten angegeben, die damit genau das
Doppelte von dem beträgt, was die
aktuelle S3 Leitlinie für die Höchstdauer eines
Schnellschnittes fordert.
Der Nachweis von zirkulierenden Tumorzellen (CTC) im Blut von
BruskrebsPatientinnen ist auch dann ein prognostisch schlechtes Zeichen, wenn noch
keine Absiedlungen zu entdecken sind.
B siertem Brustkrebs ohne Lymphkno
ei etwa jeder vierten Frau mit
lokalitenbeteiligung kommt es nach
erfolgreicher Primärtherapie zu einem
systemischen Rückfall. Die dafür
verantwortlichen Mikrometastasen lassen sich selbst
mit hochauflösenden
Bildgebungstechniken meistens nicht erkennen.
Inzwischen gibt es jedoch verschiedene Tests,
mit denen CTC aufgespürt werden
können.
CTC sind beim metastasierten
Mammakarzinom nachweislich mit einer
schlechteren Prognose assoziiert. Dass sie
auch für Patientinnen mit operablem
Brustkrebs ohne Metastasen ein böses
Omen sind, konnten Ärzte der
Universität von Texas in Houston jetzt belegen.
Die Mediziner sammelten prospektiv
Informationen zu CTC bei Frauen mit
Brustkrebs im Stadium I–III. Bei den
Frauen war jeweils nur eine Brust
betroffen und in den letzten fünf Jahren kein
anderes Malignom aufgetreten. Die
Detektion von CTC erfolgte mit der
CellSearch-Methode. Dabei werden
kernhaltige Zellen aus dem peripheren Blut, die
positiv für Zytokeratin und negativ für
CD45 sind, durch fluoreszenzmarkierte
Antikörper sichtbar gemacht.
Bei 73 von 302 Patientinnen (24%)
wurde pro 7,5 ml peripherem Blut mindestens
eine CTC nachgewiesen; bei 10% bzw. 5%
waren es sogar mindestens zwei bzw. drei
CTC. Das Vorhandensein von CTC
korrelierte mit keiner anderen Eigenschaft
des Primärtumors, auch nicht mit dem
Lymphknotenstatus. Während der
medianen Beobachtungszeit von 35 Monaten
entwickelten 16 Patientinnen (5%)
Fernmetastasen und zwölf Patientinnen
starben.
Bereits in dieser relativ kurzen
Zeitspanne hatten Frauen mit mindestens
einer CTC eine deutlich ungünstigere
Prognose: Rezidive oder Todesfälle
ereigneten sich bei 10% dieser Patientinnen,
aber nur bei 2% der Patientinnen ohne
CTC. Sowohl die Überlebenszeit ohne
Wiederauftreten des Krebses als auch die
Überlebenszeit überhaupt waren bei den
CTC-positiven Frauen signifikant kürzer
(Hazard Ratio, HR 4,62 und 4,04). Beide
Ergebnisse verschlechterten sich weiter,
wenn die Mindestzahl der CTC nicht eins,
sondern zwei oder drei betrug.
Fazit: Der Nachweis von CTC im
peripheren (...truncated)