Die Geschichte der Soziologie im Spiegel der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (KZfSS)
Großexperiment“ und Erfahrungsschock. Zu einer Forschungsinitiative
über das Zusammenwachsen der Deutschen. In Der Wandel nach der Wende. Gesellschaft, Wirtschaft,
Politik in Ostdeutschland, Hrsg. Hartmut Esser
Die Geschichte der Soziologie im Spiegel der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (KZfSS)
Stephan Moebius 0
Soziologiegeschichte 0
Geschichte der Soziologie Deutschlands 0
Bundesrepublikanische Soziologie 0
Intellektuelle 0
Gesellschaftskritik 0
0 S. Moebius ( ) Institut für Soziologie, Karl-Franzens-Universität Graz Universitätsstraße 15/G4 , 8010 Graz, Österreich
Ever since its foundation the Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (KZfSS) has belonged to the seminal sociological journals in the German speaking countries. Numerous contributions to the KZfSS had a significant impact on debates, controversies, and the course of German sociology or reflected fundamental disciplinary debates and social developments. Based on selected artiSeitenzahlen in kursiv beziehen sich, abweichend von den Originalseitenzahlen, auf die in diesem Sonderheft wieder abgedruckten Beiträge.
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cles from the KZfSS the crucial points of the sociology in Germany will be discussed
and looks will be given into the changes of social criticism.
1 Einleitung
Die Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie gehört unbestritten zu
den führenden Zeitschriften der deutschsprachigen Soziologie (vgl. den Beitrag
Rauhut und Winter in diesem Sonderheft). Sie war zunächst unter dem Titel Kölner
Vierteljahrshefte für Sozialwissenschaften. Reihe A: Soziologische Hefte nicht nur
die erste, explizit unter dem Banner der Soziologie firmierende Fachzeitschrift in
Deutschland (Stölting 1986, S. 168), auch erhielten Beiträge in der KZfSS bis dato
die meisten Auszeichnungen des Fritz Thyssen-Preises für sozialwissenschaftliche
Aufsätze (vgl. Dreier 2016, S. 2).1 Wie die Zitationsanalysen von Heiko Rauhut und
Fabian Winter in diesem Sonderheft zeigen, erfährt die KZfSS international und
national eine breite Wahrnehmung. Im Rahmen der Soziologie im deutschsprachigen
Raum gehört sie zu den meist rezipierten Soziologiezeitschriften.
Angesichts der Bedeutung der KZfSS für die deutschsprachige Soziologie scheint
ein Rückblick auf die vergangenen, nahezu hundert Jahre ihres Bestehens
naheliegend. Deshalb widmet sich das vorliegende Sonderheft einer soziologiehistorischen
Reflexion zentraler, ausgewählter Aufsätze. Die Auswahl der Aufsätze entspringt
einem Diskussionsprozess zwischen Herausgeber- und Beiratsteam. Diese sind sich
bewusst darüber, dass bei der Fülle in Frage kommender Beiträge nicht alle, die es
verdient hätten, in das Sonderheft aufgenommen werden konnten, dass dieses also
nicht die gesamte Geschichte der bundesrepublikanischen Soziologie repräsentieren
kann.
Das vorliegende Sonderheft fügt sich in eine Reihe soziologiehistorischer
Aktivitäten ein, wie sie seit einigen Jahren im deutschsprachigen Raum vermehrt zu
beobachten sind. Für das zunehmende Interesse an soziologiegeschichtlicher
Forschung und Reflexion sprechen beispielsweise auf institutioneller und publizistischer
Ebene nicht nur Neugründungen von disziplingeschichtlich ausgerichteten
Publikationsorganen wie etwa Zyklos. Jahrbuch für Theorie und Geschichte der Soziologie
1 Zur Vertiefung der Geschichte der KZfSS sei auf Volker Dreiers Aufsatz im vorliegenden Sonderheft
verwiesen. Wie Leopold von Wiese im ersten Beitrag dieses Sonderhefts anführt, gab es im
deutschsprachigen Raum eine Vorläuferin in der von dem Schweizer Soziologen Abroteles Eleutheropulos und Baron
Alexis von Engelhardt 1909 herausgegebenen Monatsschrift für Soziologie, die aber bereits nach ihrem
ersten Jahrgang eingestellt wurde. Zu deren Autoren zählten aber immerhin prominente Fachvertreter wie
Ludwig Gumplowicz, Robert Michels, Franz Oppenheimer, Ferdinand Tönnies, René Worms, Alfred
Vierkandt, Lester F. Ward und Achille Loria (vgl. Stölting 1986, S. 166; Zürcher 2016, S. 9). Ebenfalls zu
erwähnen ist Paul Barths Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie (so deren
Titel seit 1902, vgl. Stölting 1986, S. 165).
oder die Zeitschrift serendipities2, das zweibändige Handbuch zur Geschichte der
deutschsprachigen Soziologie
(Moebius und Ploder 2017)
, das seit 2016 online
zugänglich ist und 2017 in Buchform erscheinen wird oder Soziologiegeschichte. Wege
und Ziele
(Dayé und Moebius 2015)
, in dem unterschiedliche Methodologien und
Begründungen für soziologiehistorische Forschung behandelt werden. Darüber
hinaus finden sich auch seit geraumer Zeit generations- und nationenübergreifend
Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler zu einem regelmäßigen
Austausch zusammen.3 Es wird mit Lothar Peter
(2001a, S. 11; vgl. dazu Moebius
2004, 2016a)
begrifflich zwischen „Soziologiegeschichte“ und „Geschichte der
Soziologie“ differenziert. „Soziologiegeschichte“ meint eine eigenständige
soziologische Forschungsrichtung, die s (...truncated)